Krankenhaus-Report 2022

Schwerpunkt: Patientenversorgung während der Pandemie

Der Krankenhaus-Report 2022 greift das Schwerpunktthema „Patientenversorgung während der Pandemie“ auf. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben in den vergangenen Jahren die Diskussionen um die Versorgung im Krankenhaus zentral geprägt. Der Report analysiert die stationäre und intensivmedizinische Behandlung der Covid-19-Patienten sowie die Auswirkungen der Pandemie in der Notfall-, der onkologischen und der psychiatrischen Versorgung. Auch wird die stationäre Versorgung im internationalen Vergleich betrachtet. 

 Daneben werden die Krankenhausfinanzierung und -föderalismus in Krisenzeiten analysiert und Überlegungen zur Krankenhausvergütung nach der Pandemie angestellt. Weitere Themen sind die in der Pandemie benötigten Prozesse der Versorgungssteuerung auf verschiedenen Ebenen, sei es im Krankenhaus, auf regionaler oder auf bundesweiter Ebene oder speziell im Notfallbereich.

Zusätzlich werden die Verteilungsgerechtigkeit in der Pandemie, die Auswirkungen der Pflegebudgets und die Investitionsförderung im Krankenhausmarkt zur Diskussion gestellt. 

Inhaltsverzeichnis

Teil I Schwerpunktthema: Patientenversorgung während der Pandemie

Beschreibung und Einordnung der Covid-19-Pandemie

Eva Grill und Berit Lange

Die Menschheitsgeschichte ist auch eine Geschichte ihrer Pandemien. Dieser Beitrag untersucht die typischen Charakteristika von Pandemien am Beispiel historischer und gegenwärtiger Ausbrüche übertragbarer Erkrankungen und ordnet die Covid-19-Pandemie hier ein. Ziel des Beitrages ist es, die Besonderheiten der Covid-19-Pandemie aus epidemiologischer Sicht darzustellen, die einen Einblick auf ihren Verlauf geben. Neuheit des Erregers, fehlende Populationsimmunität, hohe Befallsrate, schnelle Ausbreitung, hohe Infektiosität Pathogenität sowie weite und schnelle geographische Verbreitung werden als Charakteristika eines pandemischen Erregers diskutiert. Neben den Eigenschaften des Erregers begünstigen weitere Faktoren, dass Pandemien entstehen. Das sind unter anderem die individuelle Suszeptibilität des Individuums, die soziale Lage, politische Systeme und in der Neuzeit die Auswirkungen der Klimakatastrophe. Die Folgen der Covid-19-Pandemie betreffen nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern die Leistungsfähigkeit von Gesundheitsversorgung und Prävention, die wirtschaftliche Stabilität von Volkswirtschaften und Regionen, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Allerdings haben Pandemien in der Vergangenheit aber auch die Entwicklung medizinischen Wissens, epidemiologischer Methodik und akademischer und praktischer Public-Health-Strukturen vorangebracht. Für den Verlauf der Covid-19 Pandemie wird relevant sein, wie sich Populationsimmunität und Impfkampagnen entwickeln, welche Virusvarianten entstehen und wie erfolgreich politische Maßnahmen zur Eindämmung sind.

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Stationäre Versorgung während der ersten Welle der Covid-19-Pandemie in Europa: ein internationaler Vergleich

Juliane Winkelmann, Elke Berger, Dimitra Panteli, Christoph Reichebner, Helene Eckhardt, Ulrike Nimptsch, Tanja Rombey und Reinhard Busse

Die Covid-19-Pandemie stellt seit Anfang 2020 insbesondere die Gesundheitssysteme weltweit vor ungeahnte Herausforderungen und führte u. a. dazu, dass ursprüngliche Intensivkapazitäten in einigen Ländern nicht zur Behandlung aller Patientinnen und Patienten ausreichten. In diesem Beitrag werden die Entwicklungen der Covid-19-Hospitalisierungen und der Ausbau der Intensivkapazitäten in Europa im Verlauf der ersten Pandemiewelle vor dem Hintergrund den jeweiligen Ausgangsbedingungen veranschaulicht und darüber hinaus auch Unterschiede in der Patientensteuerung aufgezeigt. Dazu wurde auf zwei Datenbanken zurückgegriffen, die mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie durch das Fachgebiet Management im Gesundheitswesen der Technischen Universität Berlin und dem European Observatory on Health Systems and Policies im März 2020 ins Leben gerufen wurden (MiG 2020). Der Beitrag zeigt auf, dass viele europäische Länder auf das Verschieben planbarer Eingriffe und die Aufstockung von Intensivbetten gesetzt haben, um dem rasanten Anstieg an Covid-19-Patienten zu begegnen. Weiterhin wird gezeigt, dass dies in den meisten Ländern ausreichend war und initiale Kapazitätsgrenzen in der Akutversorgung nicht überschritten wurden. In einigen stärker betroffenen Ländern wie Schweden und den Niederlanden hätten jedoch die verfügbaren Intensivbetten ohne Aufstockung nicht ausgereicht.

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Leistungen und Erlöse von Krankenhäusern in der Corona-Krise

Boris Augurzky, Reinhard Busse, Alexander Haering, Ulrike Nimptsch, Adam Pilny und Anna Werbeck

Die Covid-19-Pandemie hat die deutsche Krankenhauslandschaft seit dem Frühjahr 2020 vor neue Herausforderungen gestellt. Aufgrund der Unsicherheit im Hinblick auf die Zahl der zu erwartenden Covid-19-Fälle sollten die Krankenhäuser ab Mitte März 2020 Kapazitäten freihalten und Intensivkapazitäten ausbauen. In diesem Beitrag werden die Folgen der Covid-19-Pandemie auf das Leistungsgeschehen der deutschen Krankenhäuser betrachtet und untersucht, ob die seit dem 16. März 2020 geltenden Ausgleichszahlungen die Erlösminderungen der Krankenhäuser ausgleichen konnten. Der Fallzahlrückgang variierte für die betrachteten Indikationen sehr breit um den Durchschnitt von –20 %. Die Ausgleichszahlungen konnten jedoch die hierdurch entstehenden Erlösminderungen der nach DRG abrechnenden Krankenhäuser im Mittel ausgleichen.

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Stationäre Behandlung der Covid-19-Patienten in den ersten drei Pandemiewellen in Deutschland: Was hat sich verändert?

Christian Karagiannidis, Reinhard Busse, Andreas Schuppert, Steffen Weber-Carstens und Corinna Hentschker

Die Covid-19-Pandemie hat bedingt durch die hohe Morbidität und Mortalität das deutsche Gesundheitssystem vor große Herausforderungen gestellt. Der Beitrag vergleicht die Charakteristika der Covid-19-Patienten in den ersten drei Pandemiewellen und zeigt die Versorgungsstrukturen auf. Darüber hinaus wird auf die medizinischen Veränderungen im Zeitverlauf eingegangen. Es zeigt sich ein Rückgang des Durchschnittsalters und der Verweildauer der stationär behandelten Patienten in der dritten Pandemiewelle. Die Sterblichkeit, insbesondere bei den beatmeten Patienten, bleibt hoch. Eine deutliche Verschiebung ist bei den Beatmungsverfahren zu beobachten. Im Laufe der Pandemie konnte es durch die Gabe von Medikamenten gelingen, schwere Verläufe zu abzumildern.

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Die stationäre Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt und Schlaganfall während der Covid-19-Pandemie

Dagmar Drogan, Christian Gerloff, Karl Heinrich Scholz und Christian Günster

Auf Basis von Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten liefert die vorliegende Studie weitere Belege für eine veränderte Inanspruchnahme von Notfallbehandlungen während des ersten Jahres der Covid-19-Pandemie. So nahm die Zahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund ST-Hebungsinfarkt (STEMI), Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI), Hirninfarkt/-blutung oder transitorischer ischämischer Attacke (TIA) während der ersten (März bis Mai 2020) und zweiten (Oktober 2020 bis Februar 2021) Pandemiewelle im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresperioden deutlich ab. In beiden Pandemiewellen fiel der Fallzahlrückgang bei weniger schweren Ereignissen (NSTEMI, TIA) stärker aus als bei den schwereren Ereignissen (STEMI, Hirninfarkt/-blutung). Bei Behandlungsfällen mit Hirninfarkt/-blutung ging der Fallzahlrückgang mit einem relativen Anstieg neurologischer Symptome und der 30-Tage-Sterblichkeit einher. Auch STEMI-Fälle, die während der ersten beiden Pandemiewellen behandelt wurden, wiesen gegenüber Behandlungsfällen des Vorjahres erhöhte Sterblichkeitsraten auf. Diese Ergebnisse könnten eine Verschiebung in der Fallzusammensetzung widerspiegeln, die auf verzögerte oder vermiedene medizinische Behandlungen – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit milderen Symptomen – zurückzuführen ist, beispielsweise aus Angst vor einer Covid-19-Infektion oder als unbeabsichtigte Folgeerscheinung der Vorgaben zur sozialen Isolation. In einer Auswertung der Todesursachenstatistik zeigten sich keine Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit an Herzinfarkt oder zerebrovaskulären Erkrankungen, die im Zusammenhang mit der verminderten Inanspruchnahme der Notfallbehandlung stehen könnte.

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Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die onkologische Versorgung

Johannes Rückher, Sandra Mangiapane, Thomas Seufferlein, Maren Pflüger und Simone Wesselmann

Die Corona-Pandemie hat nahezu alle Bereiche des Gesundheitswesens, aber gerade auch die Onkologie stark beeinflusst. Anhand unterschiedlicher Datenquellen werden die ambulante und stationäre Entwicklung onkologischer Fälle insgesamt sowie am Beispiel des Kolorektalen Karzinoms (KRK) die Auswirkungen der Pandemie auf diagnostische und therapeutische Maßnahmen retrospektiv untersucht.

Von März 2020 bis Mai 2021 zeigen sich – in Abhängigkeit des Infektionsgeschehens – unterschiedlich starke Einbrüche bei den Fallzahlen. Diese betreffen die Krankenhäuser durchweg stärker als den vertragsärztlichen Bereich, beim KRK sind sie im Vergleich der Jahre 2020 mit 2019 sowohl in der Gesamtzahl (–10,27 %; –10,57 %) als auch bezogen auf die operative Tumorentfernung (–9,56 %; –10,52 %) stärker als in der Onkologie insgesamt (–5,86 %; –6,57 %). Diagnostische Koloskopien insgesamt haben im Jahresvergleich moderat abgenommen, wobei die Rückgänge im Krankenhausbereich (ambulant –14,18 % und stationär –15,74 %) deutlich stärker als im vertragsärztlichen Bereich (–2,47 %; –3,29 %) sind. Früherkennungskoloskopien haben 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht zugenommen (+2,89 % bzw. +2,16 %).

Trotz erschwerter Versorgungsbedingungen hat onkologische Versorgung während der Covid-19-Pandemie in einem beträchtlichen Ausmaß stattgefunden. Das deutsche Gesundheitswesen hat sich damit als leistungsfähig erwiesen. Perspektivisch müssen nicht hinreichend erklärbare Fallzahlrückgänge, insbesondere bei den operativen Fällen mit KRK, weiter untersucht werden.

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Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die psychiatrische Versorgung – eine Sekundärdatenanalyse auf der Grundlage von AOK-Versichertendaten

Alexander Engels, Janine Stein , Claudia Konnopka, Uwe Eichler, Steffi G. Riedel-Heller und Hans-Helmut König

Im vorliegenden Beitrag wird die veränderte Inanspruchnahme des psychiatrischen Versorgungsangebots während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr analysiert. Betrachtet werden die Entwicklung der Krankenhausfälle im Rahmen von voll- und teilstationären Versorgungsleistungen sowie die Auslastung in Hochschulambulanzen und psychiatrischen Institutsambulanzen während der Lockdown-Maßnahmen über verschiedene Diagnosegruppen hinweg. Ein zweiter Fokus des Beitrags liegt auf der Entwicklung der Verschreibungen von Psychopharmaka während der Pandemie. Die Analysen beruhen auf einer Stichprobe von Versicherten der AOK bzw. auf Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) aus den Jahren 2019 und 2020. Wichtige Ergebnisse zeigen einen starken Rückgang der Fallzahlen in allen psychiatrischen Versorgungsbereichen, der insbesondere während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 stärker ausgeprägt war. Im Hinblick auf die Verschreibung von Psychopharmaka fand sich keine absolute Zunahme, aber eine Häufung von Verordnungen im Frühjahr sowie Herbst 2020. Die vorgelegten Auswertungen zeigen die deutlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf psychiatrische Versorgungsleistungen.

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Die Vergütung von Krankenhäusern nach der Pandemie

Wulf-Dietrich Leber und Ronald Schwarz

Die kollektive Pandemieerfahrung wird absehbar einen Einfluss auf die Reformdebatte zur Vergütung von Krankenhausleistungen haben. Nicht zuletzt aufgrund des starken Fallzahlrückgangs steigt die Kritik an einer leistungsorientierten Vergütung und der Ruf nach einer Budgetgarantie wird lauter. Eine Analyse der gegenwärtigen Vergütungssystematik zeigt zunächst, dass die DRG-Fallpauschalen durch zahlreiche weitere Vergütungskomponenten ergänzt wurden. In der Pandemie kamen insbesondere durch die Freihaltepauschalen weitere Instrumente hinzu. Bedeutsam ist der Wiedereinstieg des Bundes in die Krankenhausfinanzierung. Ein zentraler Reformschritt in Richtung einer weniger fallzahlabhängigen Vergütung könnte die Vorhaltefinanzierung aus Bundesmitteln sein. In ihrer Systematik müsste sie sich klar von Freihaltepauschalen und klassischer Investitionsfinanzierung unterscheiden. Andere Reformoptionen (u. a. Qualitätsorientierung, Regionalbudgets) werden dargestellt, aber eher skeptisch beurteilt. Bedeutsamer als eine Reform der Vergütungsstruktur dürfte die Reform der Versorgungsstruktur sein.

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Perspektiven für die Krankenhausfinanzierung und -struktur in Krisenzeiten

Jürgen Malzahn und David Scheller-Kreinsen

Der Beitrag skizziert Perspektiven für eine angemessene Krankenhausfinanzierung und -struktur in Krisenzeiten. Ausgangspunkt sind dabei die Erfahrungen, die im Jahr 2020 im Zuge der Bewältigung der Covid-19 Pandemie gesammelt wurden. Inhaltlicher Anker ist die These, dass die Finanzierung der Krankenhausversorgung in Krisen- und Normalzeiten grundsätzlich anderen Mechanismen folgen muss. Während in Normalzeiten die grundlegenden Ziele des SBG V wie „medizinische Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit, Angemessenheit und Wirtschaftlichkeit“ von zentraler Bedeutung für das Gesundheitswesen ist, erlangen in Krisenzeiten Punkte wie „Systemstabilität, Leistungsfähigkeit jenseits des Normalmaßes und kurze Adaptionszeit“ eine herausragende Bedeutung. Auf Basis dieser Kernthese werden im vorliegenden Beitrag acht Empfehlungen formuliert, die zu einer nachhaltigeren Krisenbewältigung beitragen sollen. Wesentliche Aspekte sind: Eine prospektive Gesetzgebung für Krisensituationen, eine klare Definition der Finanzierungsverantwortung zwischen öffentlicher Hand und Krankenkassen, das Primat der Liquiditätssicherung der Akteure im Gesundheitswesen, die Zulässigkeit von Selbstkostendeckung in Krisenzeiten, eine situationsgerecht adaptierte Rechnungsprüfung und Qualitätssicherung, ein Fokus auf schnelle Evidenzgewinnung, Entscheidungsfindung sowie Datengewinnung und -verfügbarkeit für Steuerungsprozesse in Krisenzeiten und nicht zuletzt eine Stärkung der Krisenreaktionsfähigkeit durch stringente regionale und einrichtungsbezogene Pandemieplanungen.

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Die Steuerung der stationären Versorgung in Hessen in der Covid-19-Pandemie

Ben Michael Risch, Jürgen Graf, Stefan Sydow und Hans-Georg Jung

Der Aufsatz gibt einen Überblick über den Verlauf der Covid-19-Pandemie in Hessen, stellt die zentralen Instrumente der Krisenbewältigung durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) im stationären Bereich vor, wirft einen Blick auf die während der Pandemie neu entwickelten Möglichkeiten zur Pandemiebewältigung und zieht ein erstes Fazit. Demnach sind die zentrale Steuerung, die Vorhaltung einer Vernetzungsstruktur sowie eine stringente Planung sowie eine gute Personalausstattung und vernünftige Arbeitsbedingungen die zentralen Erfolgsfaktoren für die Krisenbewältigung. Der Fokus des Aufsatzes liegt dabei auf der Krisenbewältigung und Patientensteuerung im stationären Bereich.

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Steuerung der Notfallversorgung während der Pandemie

Christoph Dodt und Dominik Hinzmann

Die Versorgung von Notfallpatienten während der SARS-CoV-2-Pandemie betrifft alle drei Säulen der Notfallversorgung und deren Zusammenspiel. Der kassenärztliche Sektor versorgt die große Zahl der akut Erkrankten, bei denen eine Krankenhausbehandlung nicht notwendig ist oder nicht sinnvoll erscheint. Entscheidend ist dabei, die schwer Erkrankten zu detektieren und die leichter Erkrankten im häuslichen Umfeld zu betreuen. Besonders wichtig ist eine Vor-Ort-Betreuung von Patienten in den Heimen. Die Notfallzentren der Krankenhäuser sind die entscheidenden Schaltstellen für die Steuerung der Versorgung der Covid-Patienten mit schweren Infektionsverläufen und sorgen durch eine frühzeitige Trennung der Wege von infizierten und nicht infizierten Patienten innerhalb des Krankenhauses, um eine weitestgehende Sicherheit der aufgenommenen Patienten zu gewährleisten. Durch die Tatsache, dass die schweren Covid-Verläufe alle zuerst in der Notaufnahme gesehen werden, ist die Pandemie-Surveillance besonders günstig durch eine Datenerhebung von Patienten der Notfallzentren zu erreichen. Hier ist eine zeitnahe Abbildung der Pandemieentwicklung und der Belastung des Gesamtsystems Krankenhaus eher zu erreichen als bei einer Fokussierung allein auf die Intensivbelegung, deren Entwicklung der allgemeinen dynamischen Pandemieentwicklung hinterherhinkt. Eine verbesserte Abbildung der Krankenhausbelastung ist auch für den Rettungsdienst entscheidend, damit die Disposition der akut erkrankten Notfallpatienten sich besser an der Belastung der Krankenhäuser orientieren kann.

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Steuerungsherausforderungen im Krankenhaus

Nikola Blase, Julia Oswald, Frank Wacker und Jürgen Wasem

Der Beitrag analysiert den Umgang mit der Covid-19-Pandemie innerhalb der Krankenhäuser und leitet davon Handlungsempfehlungen für das Krankenhausmanagement ab. Dabei geht es sowohl um die Organisation und Ausgestaltung der Patienten- und Personalsteuerung (vorgelagerte Notaufnahmen, Aufnahmestationen, Triage, Covid-19-Testung etc.) als auch um die sich durch die Kontaktbeschränkung ergebene Herausforderung im Umgang mit Besuchern und Lieferanten. Des Weiteren wird auch die betriebswirtschaftliche Steuerung in einer – in allen Belangen – ungewohnten Situation beleuchtet.

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Stationäre Versorgung und Patientensteuerung während der Covid-19-Pandemie in Israel

Shuli Brammli-Greenberg, Inon Buda und Yoram G. Weiss

Wie in vielen anderen Länder kam es Ende Februar 2020 auch in Israel zu den ersten flächendeckenden Covid-19-Ausbrüchen. Die Pandemie, die inzwischen seit mehr als 18 Monaten andauert, wies mehrere aufeinanderfolgende Wellen auf, die meist mit dem Auftreten neuer Varianten des SARS-CoV-2-Virus zusammenhingen. Die Verantwortlichen in allen Bereichen des Gesundheitswesens mussten sich an die Situation anpassen, mit großen Unsicherheiten umgehen und tagtäglich Lösungen finden, um trotz Personalknappheit und mangelnder Schutzausrüstung die gesamte Bevölkerung – mit oder ohne Covid-19 – zu versorgen.

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die stationäre Versorgung und die Patientensteuerung in Israel während der Covid-19-Pandemie. Angesichts der Erkenntnis, dass das Krankenhausmanagement in der Lage sein muss, auf ständige Veränderungen rasch zu reagieren und sich an die weiterhin vorliegenden pandemischen Bedingungen anzupassen, um allen Patientinnen und Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten, schlagen die Autoren einen vierstufigen Aktionsplan vor, den das Krankenhaussystem in Erwägung ziehen sollte, um der anhaltenden Covid-19-Pandemie besser begegnen zu können.

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Krankenhausföderalismus während der Corona-Pandemie: Effektiv aber nicht effizient?

Nils C. Bandelow, Johanna Hornung und Lina Y. Iskandar

Krankenhauspolitik ist in Deutschland ein stark vom Föderalismus geprägter Politikbereich. Auf der einen Seite ist den Ländern der Sicherstellungsauftrag zugewiesen. Auf anderen Seite nehmen Bund und Selbstverwaltung zunehmend Einfluss. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Bedeutung des Bundes weiter deutlich erhöht, vor allem in der Finanzierung der Krankenhäuser. Die Finanzhilfen waren effektiv, indem sie zur Funktionsfähigkeit der Krankenhäuser beigetragen haben. Bei der Umsetzung fehlte es aber an einer systematischen Berücksichtigung von Akteursinteressen und Anreizstrukturen. Dies führte zu einer ineffizienten Mittelverwendung. Bei der konkreten Umsetzung der erwartenden nachhaltigen Stärkung des Bundes in der Krankenhauspolitik müssen die Erfahrungen aus der Pandemiepolitik berücksichtigt werden.

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Teil II Zur Diskussion

Die Pandemie und die zunehmende Bedeutung der Verteilungsgerechtigkeit: Der Versuch einer wirtschaftsethischen und gesundheitsökonomischen Analyse

Andreas Beivers

Die Corona-Pandemie und die daraus resultierende (Welt-)Wirtschaftskrise reißt tiefe Löcher in das Finanzierungssystem der gesetzlichen Krankenkassen – und damit auch in die Krankenhausfinanzierung. Es droht die Gefahr impliziter Rationierung und ein Handeln im Affekt mit Spar-Gesetzen, die schnelle Wirkung entfalten. Die Frage nach der gerechten Allokation knapper Ressourcen stellte und stellt sich in mannigfaltiger Art und Weise. Auch die Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser in der Pandemie führen zu Verteilungseffekten, die kontrovers diskutiert wurden. Im Zwischenfazit scheinen sich sehr unterschiedliche Effekte auf Krankenhausebene abzuzeichnen, die zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht abschließend und mit der nötigen Validität beurteilt werden können. Der effiziente Einsatz knapper Ressourcen hingegen ist eine zentrale Grundlage ökonomischen Denkens und reicht lange zurück: Mit Fragen des gerechten Preises hat sich schon Aristoteles im Rahmen der nikomachischen Ethik beschäftigt. Führende Wohlfahrtsökonomen attestieren, dass keine Konkurrenz zwischen Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit existiert. Es ist Zeit für ein Umdenken, für das Etablieren neuer, gerechter Ansätze. Zeit, mit neuen Anreizen Effizienz und Gerechtigkeit gegenüber allen Beteiligten zu verbinden. Zeit, auch wirtschaftsethische und philosophische Ansätze zu integrieren. Zeit für einen neuen, moralisch geformten Ordnungsrahmen auch im Gesundheitswesen, wie es Homann fordert. Klassische, ökonomische Anreize werden sicherlich helfen, greifen aber alleine zu kurz, wie die Historie zeigt. Es ist Zeit anhand von konkreten Verteilungsprinzipien einen neuen, moralisch geformten Ordnungsrahmen zu schaffen. Ein Prinzip ist dabei besonders zentral: Die Generationengerechtigkeit. Deswegen bedeutet effizienter Einsatz von Ressourcen vor allem auch eines: Gerechtigkeit gegenüber der Generation unserer Kinder – der Zukunft unseres Sozialstaates.

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Investitionsförderung im Krankenhausmarkt von 1972 bis 2018

Adam Pilny

Die Diskussion um die Investitionsfinanzierung im Krankenhausmarkt hat an Aktualität nicht verloren. Gerade in der Covid-19-Pandemie rückte die wirtschaftliche Lage von Krankenhäusern in den Fokus. Als Datengrundlage des Fördermittelvolumens nach Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) dient meistens die Statistik der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG). In einem früheren Beitrag wurden die Limitationen dieser Statistik erläutert, indem die AOLG-Zahlen mit den Ist- und Soll-Zahlen aus den Landeshaushalten verglichen wurden (Augurzky und Pilny 2019). Der vorliegende Beitrag zeigt ein umfassenderes Bild, indem er Investitionsförderung durch die Länder für die Jahre 1955 bis 2018 abbildet. Auf dieser Basis lassen sich für die gesamte KHG-Ära ab 1972 Unterschiede zwischen den Landeshaushalten und der AOLG-Statistik herausarbeiten. Darüber hinaus wird erstmals analysiert, wie sich die Investitionsförderung nach Trägertypen aufgeteilt hat.

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Pflegeausgliederung – Herausforderungen und erste Analysen der Pflegebudgets

Michael Slowik und Corinna Hentschker

Mit der Ausgliederung der Pflegekosten aus dem Fallpauschalensystem sollte die Pflege am Bett gestärkt werden. Ziel des Beitrags ist es, die theoretischen und operativen Herausforderungen der Pflegeausgliederung der vergangenen zwei Jahre aufzuarbeiten. Dabei werden die Hindernisse der Abgrenzungsmechanismen von pflegebudgetrelevanten und nicht-pflegebudgetrelevanten Finanzierungstatbeständen dargestellt. Des Weiteren werden vereinbarte Pflegebudgets von 491 Krankenhäusern analysiert. Die Parallelfinanzierung der Krankenhausleistungen durch aG-DRGs und Selbstkostenfinanzierung impliziert eine Doppelfinanzierung, getriggert durch erhebliche Umsetzungs- und Abgrenzungsprobleme zwischen den Finanzierungsbereichen. Außerdem werden mit der Ausgliederung der Pflege Fehlanreize generiert, zukünftig Pflegekräfte für nicht-patientenrelevante Versorgung einzusetzen. In Zukunft sollten die finanziellen Mittel für bessere Pflege, bessere Arbeitsbedingungen und somit auch für mehr Patientensicherheit eingesetzt werden.

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Teil III Krankenhauspolitische Chronik

Krankenhauspolitische Chronik

Martina Purwins und Dirk Bürger

Der Bundestag, dessen Abgeordnete im Ausschuss für Gesundheit, das Bundesgesundheitsministerium, die Landesgesundheitsminister und der Bundesrat setzen jährlich neben den gesundheits- auch die krankenhauspolitischen Rahmenbedingungen. Benannte Expertenbeiräte der Bundesregierung, die Gesundheitsexperten der Parteien, diverse Verbände, die (Sozial-)Gerichtsbarkeit und Bundesbehörden sowie politiknahe und wissenschaftliche Institute prägen dabei die öffentliche Diskussion um diese Regelungen. Die Selbstverwaltungspartner auf Bundesebene nutzen die ihnen übertragenen Aufgaben zur vertraglichen Gestaltung, um die medizinische und pflegerische Versorgung in den Krankenhäusern anhand der aktuellen Anforderungen weiterzuentwickeln. Die „Krankenhauspolitische Chronik“ liefert eine Übersicht über alle wesentlichen Entscheidungen der Akteure der deutschen Gesundheits- und Krankenhauspolitik und informiert über die Aktivitäten in den vergangenen zwölf Monaten.

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Teil IV Daten und Analysen

Statistische Krankenhausdaten: Grunddaten der Krankenhäuser 2019

Ute Bölt

Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse der Krankenhausstatistik zu den Grunddaten der Krankenhäuser für das Berichtsjahr 2019 zusammen. Er gibt einen Überblick über die sachlichen und personellen Ressourcen (z. B. Betten, Fachabteilungen, Personal) sowie die Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen (Patientenbewegungen). Die Krankenhausstatistik ist eine seit 1991 bundeseinheitlich durchgeführte jährliche Vollerhebung. Auskunftspflichtig sind die Träger der Krankenhäuser.

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Teil V Krankenhaus-Directory

Krankenhaus-Directory 2020: DRG-Krankenhäuser im Vergleich

Carina Mostert und Andreas Pritzkau

Das Directory deutscher Krankenhäuser bietet eine jährlich aktualisierte Übersicht stationärer Leistungserbringer. Die Darstellung umfasst unter anderem Informationen zur Struktur des vereinbarten Leistungsangebots, zum Grad der Spezialisierung, zur regionalen Marktpositionierung und Wettbewerbssituation sowie Informationen zur Ergebnisqualität nach dem Verfahren Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR). Aufgrund der deutlich verzögerten Budgetverhandlungen für das Jahr 2020 finden die Daten von 1.300 Krankenhäusern Eingang, zu denen eine Budgetvereinbarung für das Jahr 2019 oder QSR-Behandlungsergebnisse vorliegen.

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